Pflegequalität in der Langzeitpflege - Bedeutung, Messung & Sicherstellung

Wie wird Pflegequalität definiert?

Die Qualität der Pflege ist ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung, insbesondere in der Langzeitpflege. Doch was bedeutet Pflegequalität? Wie wird sie gemessen und wie kann sie verbessert werden? Diese Fragen beschäftigen Fachpersonen ebenso wie politische Entscheidungsträger/innen, denn die Sicherstellung einer hohen Pflegequalität ist entscheidend für die Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen.

Bislang gibt es in der Schweiz keine einheitliche Definition. Simon et al. (2020) beschreiben Pflegequalität folgendermassen: Sie umfasst Sicherheit, Effizienz und Personzentriertheit der erbrachten Leistungen und zielt darauf ab, die individuellen Bedürfnisse der Bewohnenden zu erfüllen und deren Gesundheit sowie Lebensqualität zu fördern. Dabei ist Pflegequalität nicht nur eine abstrakte Kennzahl, sondern spiegelt sich auch in der Würde wider, mit der Menschen behandelt werden, sowie in der Kompetenz und Empathie des Pflegepersonals.

 

Wie wird Pflegequalität gemessen?

Die Messung von Pflegequalität erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität liefern Einblicke in die personellen Ressourcen, die Qualität der Pflegeabläufe und die erzielten Ergebnisse. Medizinische Qualitätsindikatoren bieten standardisierte Daten zu bewegungseinschränkenden Massnahmen, Schmerz, Polymedikation und Mangelernährung. Doch diese objektiven Zahlen allein reichen nicht aus, um die gesamte Pflegequalität abzubilden. Sie weisen lediglich auf mögliche Qualitätsthemen hin. Deshalb ergänzt subjektives Feedback durch Bewohnende und Mitarbeitende die Betrachtung, etwa durch Umfragen zur Zufriedenheit oder zur wahrgenommenen Lebensqualität. 

 

Wie kann die Pflegequalität sichergestellt werden?

Die Sicherstellung einer guten Pflegequalität ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Ein gravierendes Problem ist der Fachkräftemangel, der es erschwert, eine kontinuierliche und hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Hinzu kommt der hohe Dokumentationsaufwand, der oft in Konkurrenz zur direkt am Menschen geleisteten Pflege steht. Zudem erfordert die zunehmende Diversität in den Pflegebedürfnissen eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Pflegefachpersonen.

Trotz dieser Hürden gibt es zahlreiche Ansätze, um die Pflegequalität nachhaltig zu verbessern (Liste nicht abschliessend):

  • Schulungen und Weiterbildungen: Fördern der fachlichen Kompetenz und persönlichen Entwicklung der Pflegefachpersonen, sowie Massnahme zur besseren Zufriedenheit der Mitarbeitenden, was einher geht mit einer längeren Verweildauer im Betrieb und im Job.
  • Personzentrierte Ansätze: Individuell abgestimmte Pflegediagnosen / -massnahmen und regelmässige Fallbesprechungen zur Förderung der Lebensqualität der Bewohnenden.
  • Qualitätsmanagement-Systeme: Kontinuierliche Überwachung und Optimierung der Prozesse und Themenschwerpunkte z.B. mit Hilfe des PDCA-Zyklusses, um die Qualität nachhaltig zu erhalten und zu sichern.
  • Digitale Technologien: Einsatz automatisierter Dokumentations- und Sensoriksysteme zur Gesundheitsüberwachung, um Arbeitsabläufe zu erleichtern und mehr Zeit für direkte Pflege zu schaffen (z.B.QUMEA).
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Kooperation zwischen Pflege, Medizin und Therapie, um die Bedürfnisse der Bewohnenden ganzheitlich zu erfassen.

Die Pflegequalität ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das sowohl für die pflegebedürftigen Personen als auch für das Pflegepersonal von zentraler Bedeutung ist. Letztlich geht es darum, nicht nur Kennzahlen zu erfüllen, sondern eine würdevolle, empathische, nachhaltige Pflege zu gewährleisten und gleichzeitig den Pflegenden genügend Unterstützung zu bieten. Denn wird nicht an der Qualität gearbeitet, hat das negativen Einfluss sowohl auf die Bewohnenden wie auch auf die Mitarbeitenden.

 

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Literatur:

  • Müller-Staub, M., Abt, J., Brenner, A., & Hofer, B. (2015). Expertenbericht zum Verantwortungsbereich der Pflege. Bern: Schweizerischer Verein für Pflegewissenschaft VFP.
  • Simon, M., Musy, S. N., Eggenschwiler, E., Gehri, B., Martins, T., Osinska, M., & Zúñiga, F. (2020). Wie kann die Qualität in der Pflege sichergestellt werden? Bericht im Auftrag der Abteilung Gesundheitsberufe des BAG.
  • Müller-Staub, M. (2022). Der Advanced Nursing Process: Anforderungen an Pflegedokumentation und -klassifikationen. Pflege PBS.
  • Curaviva. (o. D.). Faktenblatt Qualitätsindikatoren für die stationäre Langzeitpflege-Überblick.