Von der Beratung zum Coaching - Ein Paradigmenwechsel in der Langzeitpflege?

Veröffentlicht am 1. Februar 2025 um 07:48

Pflegeexperten/innen APN stehen vor der Herausforderung, nicht nur ihre eigene klinische Expertise einzubringen, sondern auch die der Bewohnenden, Angehörigen und Pflegenden durch Coaching zu unterstützen. Dieser Wandel von der traditionellen Beratung hin zu einem Coaching-Ansatz spiegelt sich in der täglichen Arbeit wider und bringt zahlreiche Vorteile mit sich. In diesem Beitrag wird die Relevanz von Coaching-Fähigkeiten für APNs beleuchtet und gleichzeitig die Unterschiede zur Beratung herausgestellt.

 

Ein Blick in die Geschichte

Früher standen die Oberschwestern, welche als erste Pflegemanagerinnen oder Pflegeexpertinnen bezeichnet werden können, für Strenge und (ausführliche) theoretische Abhandlungen. Diese traditionelle Rolle war geprägt von einer hierarchischen Struktur, in der die Oberschwester als Autoritätsperson fungierte, Ratschläge und klare Anweisungen gab.

Heute hat sich diese Sichtweise zunehmend zu einem Coaching-Ansatz hin geändert: Die Pflegeexperten/innen APN bringen in ihrer Rolle die Expertise in einem unterstützenden, coachenden Ansatz ein, wobei Partnerschaft und Zusammenarbeit Schlüsselfaktoren sind. Dieser Wandel spiegelt sich in der modernen Pflegepraxis wider, in der die Förderung von Selbstmanagement und Eigenverantwortung im Vordergrund steht.

 

Die Bedeutung von Coaching-Fähigkeiten für APNs

Coaching-Fähigkeiten sind für APNs von grosser Bedeutung, da sie die Interaktion mit den Bewohnenden, deren Angehörigen und den Pflegenden auf eine neue Ebene heben können. Besonders in der Langzeitpflege bieten Coaching-Fähigkeiten erhebliche Vorteile:

  1. Selbstmanagement fördern: Pflegende werden ermutigt, Verantwortung für ihre berufliche Entwicklung und die Qualität der Pflege zu übernehmen. Peter Szabo betonte in seinem Buch „Kurzzeitcoaching mit Langzeitwirkung“, dass Coaching darauf abzielt, die Selbstwirksamkeit der Klienten zu stärken. Dies gilt auch für Leitungspersonen, Fachexperten/innen oder Pflegeteams, die durch Coachings ihre Fähigkeiten und ihr Selbstbewusstsein weiterentwickeln können. In der Langzeitpflege unterstützt dies die kontinuierliche Verbesserung der Pflegequalität und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
  2. Motivation steigern: Durch gezielte Fragen und Feedback können APNs die Motivation und das Engagement von Pflegenden positiv beeinflussen. Steve de Shazer, der Begründer der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, zeigte auf, wie wichtig es ist, sich auf Lösungen und Ressourcen zu konzentrieren, um positive Veränderungen zu fördern. Speziell im Gesundheitswesen ist der Fokus oft auf Probleme gelegt. Dieser Perspektivenwechsel kann zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und einer geringeren Fluktuation führen.
  3. Kommunikation verbessern: Effektive Kommunikationstechniken helfen, Missverständnisse zu vermeiden und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Szabo hebt hervor, dass durch gezielte Fragen und aktives Zuhören tiefere Einsichten und Lösungen gefunden werden können. In Pflegeinstitutionen wird dadurch ein harmonischeres Arbeitsumfeld unterstützt und trägt zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden bei.

 

Abgrenzung von Coaching und Beratung

Obwohl Coaching und Beratung oft synonym verwendet werden, gibt es wesentliche Unterschiede:

Coaching Beratung
Ziel Entwicklung der Fähigkeiten und des Potentials des Coachees Lösung spezifischer Probleme
Ansatz Der Coachee steht im Mittelpunkt, wird duch Fragen und Reflexion zur Lösungsfindung angeregt Bietet konkrete Ratschläge und Lösungen an
Beziehung Partnerschaftlich, auf Augenhöhe Der Berater tritt oft als Experte auf
Fokus Förderung von Selbstreflexion und Eigenverantwortung Direkte Problemlösung und Anleitung
Methoden Lösungsorientertes, systemisches Coching Fachliche Beratung und Expertenwissen
Rolle des Coachees/Beraters Begleiter/in und Unterstützer/in Experte und Ratgeber

 

Praktische Umsetzung von Coaching in der Langzeitpflege

Die Implementierung von Coaching in der Langzeitpflege kann auf verschiedene Weise erfolgen:

  1. Gezielte Durchführung von Coachings: Dies kann durch Einzel- oder Gruppen-Coachings erfolgen, die auf spezifische Ziele ausgerichtet sind. Verschiedene Ansätze, wie das systemische- oder lösungsorientierte Coaching, eignen sich für die Unterstützung von Schlüsselpersonen oder Teams, um individuelle oder gruppenbasierte Entwicklungsziele zu erreichen.
  2. Schulungen und Workshops: Regelmässige Schulungen und Workshops für Pflegende können dazu beitragen, Coaching-Fähigkeiten zu entwickeln und zu stärken. Diese Fortbildungen sollten praxisnah gestaltet sein und konkrete Techniken vermitteln, die im Alltag angewendet werden können.
  3. Supervision und Peer-Coaching: Die Einführung von Supervision oder Peer-Coaching ermöglicht es den Pflegenden, sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Dies fördert eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der gegenseitigen Unterstützung.
  4. Integration in den Arbeitsalltag: Coaching sollte als integraler Bestandteil des Arbeitsalltags betrachtet werden. Dies kann durch regelmässige Coaching-Gespräche, Feedback-Runden und Reflexionsphasen (z.B. Fallbesprechungen) geschehen, in denen die Pflegenden ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln.

 

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Literatur

Szabó, P., & Berg, I. K. (2019). Kurz(zeit)coaching mit Langzeitwirkung. Borgmann Media.

de Shazer, S. (1989). Wege der erfolgreichen Kurztherapie. Klett-Cotta.